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Die Quecke Ausgabe Nr. 73 Dezember 2003 Ratinger und Angerländer Heimatblätter
herausgegeben vom Verein Lintorfer Heimatfreunde e.V.

100 Jahre Angertalbahn

Durch die Eisenbahnstrecke, die sich dem landschaftlichen Bild des Angertales gut einfügt, hat jedoch das Angertal seinen Charakter als gern gesuchtes Ziel vieler Ausflügler und Erholungssuchender nicht verloren. Die Eisenbahnstrecke windet sich in Kurven durch das laub- und nadel-baumreiche stets ansteigende Angertal. So zu lesen in einer im Jahre 1953, zum 50-jährigen Streckenjubiläum herausgegebene Festschrift. Auch heute, 50 Jahre später, trifft dies trotz aller Veränderungen noch zu.

Die Strecke

Beginnen wir in Ratingen-West. Bei Inbetriebnahme der Strecke am 28.Mai 1903, der eine landespolizeiliche Abnahme mit Sonderzug am 25.April 1903, vorher ging, war hier der Ausgangspunkt der eingleisigen Angertalbahn. In Ratingen-West wurden dafür die Gleisanlagen ausgebaut, da zum Weitertransport des Kalksteins ins Ruhrgebiet die Fahrtrichtung und die Lokomotiven gewechselt wurden. Am 15.Januar 1941 wurde schließlich eine Verbindungskurve zwischen Abzw Tiefenbroich (am Stellwerk an der Jägerhofstraße) und dem neugebauten Abzw Anger (Höhe Cromford) in Betrieb genommen. Damit entfiel der Richtungswechsel der Züge in Ratingen-West. Der Kalk konnte jetzt auf direktem Wege zur ”kriegswichtigen” Industrie im Ruhrgebiet gelangen.

Die Verbindungskurve wurde gegen Kriegsende zerstört. Der Kalkverkehr lief bis zum 28.Oktober 1949 wieder über Ratingen-West. 1963 wurde im Gleisdreieck ein Betonfertigteil-Werk errichtet, dessen Zufahrt genau zwischen den Gleisen am Bahnübergang der ehemaligen Lintorfer Straße lag. Am 9.Januar 1983 wurde dann der Gleisschenkel Ratingen-West – Abzw Anger stillgelegt und das Gleis zwischen Abzw Tiefenbroich und Abzw Anger, teilweise den alten Bahnkörper des stillgelegten Gleisschenkels nutzend, neu verlegt. Die Brücke über die Anger –ehemals die erste von insgesamt acht- , kurz hinter Ratingen-West, wurde später abgebaut. Nach Bau des Mannesmann D2 (heute Vodafone) – Komplexes wurde ein Teil der ehemaligen Trasse zum Spazierweg, an dessen Rand, kurz vor dem ehemaligen Bahnübergang an der Lintorfer Straße noch heute der Kilometerstein 0,5 steht.

Ratingen Schrankenwärterposten Lintorfer Strasse - zur Vergrösserung anklicken

Der Schrankenwärterposten an der Lintorfer Straße wurde am 8.April 1986 abgerissen.

Seine Aufgaben übernahmen automatische Halbschranken, die nach Fertigstellung der Brücke im Verlauf des Blyth-Valley-Rings und des Rückbaus der Lintorfer Straße zwischen Freibad und Schönebeck entfernt wurden. Die Schließung des Übergangs rührt auch noch heute die Gemüter in Ratingen. Fußgänger und Fahrradfahrer waren plötzlich der kürzesten Verbindung zwischen Ratingen und Lintorf beraubt. Es wurde schließlich parallel zum Parkplatz am Freibad, ein Fuß- und Fahrradweg auf der anderen Gleisseite gebaut. Für viele ist jedoch der verbliebene Umweg von rund 400 Metern noch zu weit, was man an zwei entstandenen Trampelpfaden über die Gleise sehen kann. Zwischen Gleiskörper und Weg ist noch eine Freifläche geblieben, die von der Deutschen Bahn AG bei Bauarbeiten im Angertal zum Zwischenlagern des alten Schotters bereits mehrfach genutzt wurde. Das „arbeitslos“ gewordene Stellwerk Abzw Anger fiel dem Vandalismus anheim bis es schließlich um

050 533 Abzw. Anger - zur Vergrösserung bitte anklicken

Güterzug geführt von 050 533-9 wartet am Abzw Anger aus Richtung Ratingen-West kommend auf die Freigabe zur Weiterfahrt nach Rohdenhaus

1990 an Privat verkauft wurde und heute als Wohnhaus dient. Bereits nach dem Krieg hatte jahrelang der untere Teil des Gebäudes als Notquartier für eine Familie gedient. Der Bahnübergang in der Nähe des Stellwerkes, der früher nur zu Feldern führte wird heute von vielen Spaziergängern aus Richtung Cromford-Park genutzt. Kurz dahinter befand sich der erste Gleisanschluss der Angertalbahn. Die Firma Brügelmann wurde darüber ab 1925 hauptsächlich mit Kohle und Baumwolle, später nur noch mit Baumwolle beliefert. Brügelmann besaß eine eigene 2-achsige Werkslokomotive, die die Waggons vom Zustellgleis über eine Verbindungskurve ins Werk schob. Die Verbindungskurve wird heute als Spazierweg genutzt, an den sich der letzte neugebaute Übergang der Angertalbahn anschliesst. Er liegt genau unter der Brücke Mühlheimer Straße (Baubeginn 1974 mit Neutrassierung der Mülheimer Straße / Freigabe 26.10.1976 zunächst einspurig und ab 10.11.1976 in voller Breite. Über den Plan eines Brückenbaues wurde bereits 1955 nachgedacht). An dieser Brücke befinden sich übrigens Schutzblenden für zwei mit Oberleitung versehene Gleise. Diese vorausschauende Baumaßnahme hat sich im Nachhinein als überflüssig erwiesen. Nach Fertigstellung der Brücke wurde der mit einem Schrankenwärterposten ausgestattete Bahnübergang als Zugang zum Junkernbusch und zum Blauen See nicht überflüssig. Es verschwand jedoch das Schrankenwärterhäuschen, dafür kamen automatische Halbschranken zum Einsatz. Im weiteren Verlauf folgt der Übergang Brücker Mühle, der erst im Jahr 1961 eine Lichtzeichenanlage erhielt. Zwischen 1952 und 1954 gab es drei Tote bei zwei schweren Unfällen an diesem Übergang.. 1955 wurde die Forderung nach einer Warnblinkanlage von der DB noch mit der Begründung, die tödlich verunglückten Menschen seien durch eigene Unvorsichtigkeit umgekommen, abgelehnt. Kurz dahinter befindet sich der einzige „Tunnel“ der Angertalbahn, die Unterführung unter der S-Bahn-Strecke Düsseldorf – Ratingen Ost – Essen. Im weiteren Verlauf gab es früher einen Anschluss für die Papierfabrik Bagel, von dem man heute noch das Tor und den Verlauf des früheren Gleises erkennen kann. Eine breite Brücke, die auch für diesen Anschluss genutzt wurde, führt die Bahn über die Anger und der Bahnübergang Auermühle wird erreicht. Dahinter befand sich früher der dritte Anschluss der Angertalbahn auf Ratinger Gebiet (Inbetriebnahme- und Stilllegungsdaten unbekannt/nachweislich vorhanden 1926). Es handelte sich um ein Gleis auf dem Homberger Formsand auf die Bahn verladen wurde. Die Zuführung erfolgte mit Loren über Feldbahngleise, die kurz vor der Angertalbahn sogar eine 1979/1980 abgerissene Brücke benötigten. Die Bahnlinie erreicht nachdem die Seite wieder mit der Anger gewechselt wurde die 38 Meter über Talsohle liegende Angertalbrücke der Autobahn A3, zu deren Bau man 1936/37, abzweigend von der Angertalbahn, Behelfsgleise zum Transport der beim Bau benötigten Materialien anlegte. Heute befindet sich an deren Stelle ein Campingplatz. Nahe „Müschenau“ führt wiederum eine Brücke über die Anger und gleichzeitig über einen Spazierweg. In Höhe des Parkplatzes Steinkothen befindet sich die erste Unterführung unter der Angertalbahn. Die darunter liegende Straße führt von Homberg nach Hösel. Vom ehemaligen Haltepunkt Steinkothen (Inbetriebnahme 1. August 1911), der ein Abstellgleis und ein Schutzgleis ( welches das Abrollen abgestellter Waggons auf der abschüssigen Bahn verhindern sollte) , einen Geräteraum, eine Wartehalle und einen 120 Meter langen Bahnsteig besaß, sind keinerlei Spuren mehr vorhanden. Nach einer weiteren Brücke, nahe einer Kläranlage, wird bei Kilometer 9 der Strecke, der ehemalige Bahnhof Hofermühle erreicht.Die ehemals vorhandenen Anschlüsse der Rheinisch Westfälischen Kalkwerke, der Gußstahlfabrik Friedrich Krupp mit Gutehoffnungshütte und später der Sandgruben Speiser und sowie etwas weiter östlich der Anschluss „Petersberg“ der Rheinisch Westfälischen Kalkwerke in Dornap die zum Bahnhof Hofermühle gehörten sind längst verschwunden . Von 9 Gleisen im Jahre 1926 ist nur noch das Streckengleis übrig geblieben, das sich heute schnurgerade durch die entstandene Brachfläche zieht. Bis zum 7.Dezember 1998 war das Stellwerk im ehemaligen Bahnhofsgebäude noch zeitweise besetzt und machte Zugbegegnungen in Hofermühle möglich. Letztmalig hielten am 9.Juli 1995, im Rahmen von Sonderfahrten anläßlich des 90-jährigen Jubiläums des Gleisanschlusses der Rheinischen Kalksteinwerke, Personenzüge in Hofermühle. Im Bereich Hofermühle wir die Anger wiederum überquert. Am früheren Ende des Bahnhofs wird die Ratinger Strasse (von Homberg nach Heiligenhaus) per Brücke über die Angertalbahn geführt. Es folgen die drei letzten Angerquerungen. Nach rund zweieinhalb Kilometern wird der „Bahnhof“ Flandersbach erreicht, heute noch 4-gleisig und mit einem Abstellgleis an der ehemaligen Ladestraße ausgerüstet. Die alten Bahngebäude samt Bahnsteig und einem weiteren Gleis mit Rampe sind nicht mehr vorhanden. Der Fahrdienstleiterposten in Flandersbach ist während der Betriebszeiten durchgehend besetzt und für die gesamte Strecke zuständig. Während auf den meisten Güterzugstrecken der Deutschen Bahn nur Montags bis Samstags gefahren wird, ist auf der Angertalbahn selbst Sonntags und Feiertags Betrieb, zumindest bis kurz nach Mittag. Nach ungefähr einem Kilometer folgt die Weiche zum Anschluss Rohdenhaus der Rheinkalk GmbH & Co. KG (Lhoist-Gruppe) /vormals Rheinische Kalksteinwerke GmbH. Die Werkbahn des Unternehmens verfügt über drei moderne Diesellokomotiven des Typs G 1200 BB (Maschinenfabrik Kiel) sowie über zwei Verschubgeräte Typ

Windhoff - zur Vergrösserung bitte anklicken

RW90DH (Fabrikat Windhoff, Rheine).

Die erste Diesellok wurde bereits 1961 beschafft. 1970 war dann der Werksverkehr vollständig auf Dieselloks umgestellt. Das Schienennetz der Kalkwerke ist rund 20 km lang umfaßt rund 70 Weichen und besitzt 12 Signale sowie ein Stellwerk. Dieses wurde 1955 errichtet, gehörte zu seiner Zeit zu den modernsten und ist in der Folgezeit den technischen Neuerungen angepaßt worden.

Werksbahnhof - zur Vergrösserung bitte anklicken

Ein Teil des Werksbahnhofs am 4. Juli 1987

Hier endet auch der überwiegende Teil des Verkehrs auf der Angertalbahn. Diese führt ein Stück noch parallel zum Werksbahnhof, unterquert von einer Strasse weiter bis Wülfrath. Auf diesem Abschnitt befindet sich mit 20 %o auch die größte Steigung und die letzte Brücke, diesmal über die Straße von Wülfrath nach Rohdenhaus. Nach Wülfrath kommen Züge nur noch im Rahmen der Bedienung des Anschlusses eines Schrotthändlers. Dann ist auch dort das Stellwerk besetzt. In dessen Nähe befindet sich der letzte, mit von Hand bedienten Schranken ausgestattete, Bahnübergang. DB Cargo führt die Bedienung durch. Wülfrath bildet heutzutage außerdem den Endpunkt von auf der Strecke durchgeführten Sonderfahrten. Das ehemalige Bahnhofsgebäude wurde verkauft und ist umgebaut. Im Gegensatz zu Ratingen-West und Hofermühle hat im Bahnhof Wülfrath noch nicht der Abräumbagger gewütet, obwohl im Gegensatz zu früheren Jahren die Anlagen nicht mehr zum abstellen leeren Waggons für die Kalksteinwerke genutzt werden. Verdeckt unter Unkraut, Sträuchern und Bäumen sind noch etliche Gleise Signalanlagen sowie die Laderampe vorhanden. Von Wülfrath aus konnte man früher Kettwig und Wuppertal-Vohwinkel per Eisenbahn erreichen.

Streckendaten aus der Umgebung der Angertalbahn

Düsseldorf-Rath - Ratingen-West - Duisburg-Wedau Inbetriebnahme am 19.11.1874 Einstellung des Personenverkehrs am 25.09.1983 .

Vohwinkel - Wülfrath - Velbert Aufnahme des Gesamtverkehrs auf dem Abschnitt Aprath-Wülfrath am 1.2.1886. Auf dem Abschnitt Wülfrath - Velbert folgte die Aufnahme des Personenverkehrs am 01.11.1888/ des Güterverkehrs 01.02.1889 - Der Abschnitt Aprath -Wülfrath wurde 1988 abgebaut.

Velbert – Kettwig Inbetriebnahme 1926 nach diversen Schwierigkeiten. Stilllegung des Abschnittes Kettwig – Heiligenhaus bereits am 29.05.1960. Der Abschnitt Heiligenhaus-Velbert wurde 1986 offiziell stillgelegt aber gleichzeitig in ein Anschlussgleis des Bahnhofs Velbert umgewandelt und war bis 1.April 1995 für einzelne Güterzufuhren bzw. Sonderzüge noch erreichbar. Mit Abriss einer Brücke an der Abtskücher Straße in Heiligenhaus, im November 1997, kam das endgültige Aus.

Zur Planung und zum Bau mit seinen Schwierigkeiten sei auf den Artikel Kalkbahn oder Angertalbahn von Norbert Opfermann in „Die Quecke Nr. 64“ verwiesen.

Bahngesellschaften

Geplant und gebaut wurde die Strecke von der Königlich Preußischen Eisenbahnverwaltung. Nach Deutscher Reichsbahn und Deutscher Bundesbahn befindet sich die Strecke heute unter der Regie der Deutschen Bahn AG. Nach deren Umwandlung aus der Deutschen Bundesbahn am 1. Januar 1994 dauerte es auf der Angertalbahn nur bis zum 29.Mai 1994, dass mit der Eisenbahn und Häfen GmbH, Duisburg (EH) auch eine Privatbahngesellschaft die Angertalbahn befuhr. Diese

EH 533 Hofermühle - zur Vergrösserung bitte anklicken

Lok EH 533 der Eisenbahn und Häfen GmbH am 6. September 1996 in Hofermühle bei der Ausfahrt Richtung Flandersbach

Gesellschaft übernahm in der Folgezeit fast alle Kalkfrachten. Sie gehört zum Thyssen-Konzern. Ziele der EH-Züge waren Thyssen Stahl AG, Hüttenwerke Krupp-Mannesmann, Matthes und Weber in Duisburg sowie die Thyssen Edelstahlwerke in Krefeld und die Deutschen Solvay Werke in Millingen . Die EH-Züge fuhren bei den Kunden direkt die Kalkbunker an um dann leer sofort wieder nach Rohdenhaus zurückzukehren. Nach dem Verkauf der Kalkwerke an die Lhoist-Gruppe kam es ab 2001 allmählich zu Veränderungen. Zwei weitere Privatbahngesellschaften, die NIAG (Niederrheinische Verkehrs AG mit Sitz in Moers) und die NE (Neusser Eisenbahn) wickeln heute zusammen mit DB Cargo den Güterverkehr ab.

Güterverkehr

In den Anfangsjahren zogen 3-achsige preußische Tenderlokomotiven der Bauart T3 , abgelöst von den Bauarten T 9 und T13 die Güterzüge durch das Tal. Ab Mitte der zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts wurde Lokomotiven der Baureihe (BR) 94 eingesetzt, die bis um 1955 die Hauptlast des Verkehrs abwickelten. Ein kurzes Gastspiel gaben von Oktober 1950 bis Ende 1951 bzw. Anfang 1952 insgesamt drei nagelneue Lokomotiven der BR 82 (82 026 bis 028) der Deutschen Bundesbahn, die sich aber nicht bewährten und an das Bahnbetriebswerk Siegen abgegeben wurden. Der Lok-Einsatz erfolgte vom Bahnbetriebswerk Ratingen-West aus, das zeitweise bis zu 15 Loks der BR 94 einsetzte. Dampflokomotiven der BR 50, nicht mehr wie bisher eingesetzt vom Bahnbetriebswerk Ratingen-West, sondern hauptsächlich vom Betriebswerk Düsseldorf-Derendorf, übernahmen die Transporte. Bis 1976 fuhren diese „alten Veteranen“, zuletzt eingesetzt vom Auslaufbetriebswerk Duisburg-Wedau. Der letzte Zug begab sich am 25.August 1976 bespannt mit einer Dampflok durch das Tal.

050 003 Abzw. Anger - zur Vergrösserung bitte anklicken

Lok 050 003-3 setzt sich um 1973 mit viel Dampf in Bewegung

Die Dampfloks der BR 50 mußten sich bereits in ihren letzten Einsatzjahren die Arbeit mit Diesellokomotiven teilen. Neben Loks der BR 215, 216 und 290 kamen Vorserienlokomotiven der BR 216, die wegen ihrer besonderen Frontseiten von Eisenbahnfotografen geschätzt wurden und ehemalige Schnellzuglokomtiven der BR 221 zum Einsatz, die schon wesentlich bessere Zeiten gesehen hatten und ihr Gnadenbrot im Ruhrgebiet und dessen näherer Umgebung verdienen mussten. Mit der Abstellung der BR 221 am 30.Mai 1988 endete für viele Eisenbahnfotografen die Begeisterung für das Angertal. Erst im Frühjahr 1993, bedingt durch den Einsatz der BR 232, einer russischen 6-achsigen Dieselloktype der ehemaligen Deutschen Reichsbahn der DDR und am 29.Mai 1994 gefolgt von den gelb/roten 4-achsigen Diesellokomotiven der Eisenbahn und Häfen GmbH (EH) wurde das Angertal für Eisenbahnenthusiasten wieder interessant.Aktuell sind im Einsatz Loks der BR 232 und 225 sowie bis Wülfrath Loks der BR 294 (im Vorjahr noch 3-achsige Stangendieselloks der BR 365) der DB Cargo. Die NIAG fährt hauptsächlich mit 4-achsigen Dieselloks der Mak und mit umgebauten Lokomotiven der BR 216 der DB, die diese ausgemustert hat. Die Neusser Eisenbahn schickt Lokomotiven der MaK und der Vossloh-Schienenfahrzeugtechnik auf die Strecke. Hier sei angemerkt, dass im Jahre 2002 Züge der Neusser Eisenbahn einen Fahrtrichtungswechsel in Lintorf durchführten, heute aber mit Durchlauf über Duisburg, ihre Ziele erreichen. Die eingesetzten Güterwagen haben sich im Laufe der Jahre hauptsächlich durch Vergrößerung des Ladevermögens als auch wegen neuer Kalkprodukte verändert. Farbtupfer kommen durch in den Firmenfarben gelb/rot gestrichene EH-Waggons und Leihwaggons der Belgischen Eisenbahn in Grün auf die Strecke.

Personenverkehr

Der Personenverkehr auf dieser Strecke war zu keiner Zeit rentabel zu betreiben. Nachfolgend das frühere Fahrplanangebot aus ausgewählten Kursbüchern, wobei folgendes anzumerken ist: Im Juni 1923 verlief zwischen Flandersbach und Hofermühle aufgrund der französischen Besatzung eine Zeitzonengrenze. Dies ist die Erklärung dafür, dass der Zug der Wülfrath um 21.05 Uhr verläßt, Ratingen-West um 20.37 Uhr erreicht. Nach dem 2. Weltkrieg fuhren selbst 1948 wegen Materialmangels noch keine Personenzüge auf der Angertalbahn. 1950 wurde nur noch ein Personenwaggon in Güterzüge eingestellt – ab 1.Dezember 1952 war nur noch die Mitfahrt mit Sonderbescheinigung im Güterzugbegleitwagen möglich – Im September 1955 wurde dann der Personenverkehr endgültig eingestellt.

Ausschnitte Kursbücher

Daneben soll es noch Ausflugsverkehr mit Halt in Höhe Auermühle gegeben haben. Davon ist leider bis heute kein Foto zu finden. Auf alten Postkarten findet man zwar Personenzüge, dabei handelt es sich jedoch durchweg um Zeichnungen. Pilgerzüge nach Neviges wurden über die Strecke geleitet.Sehr früh jedoch begann der Sonderzugverkehr auf der Angertalbahn, in der Anfangszeit meist aufgrund nahender Abstellung bestimmter Dampflokomotiven. Hier einige Daten:

25.03.1967 Lok 57 2559 mit 6 Plattform-A bteilwagen - Veranstalter Kölner Eisenbahnfreunde/Organisator Harald Vogelsang aus Langenberg
Fahrtverlauf Wuppertal-Vohwinkel über Dornap – Wülfrath – Velbert – Heiligenhaus – Wülfrath- Ratingen-West – Düsseldorf Rath –Gerresheim – Erkrath - Vohwinkel

12.04.1969 Lok 094 638 und 094 653 mit historischem Wagenmaterial.Veranstalter Eisenbahn-Kurier (Eisenbahn-Zeitschrift)
Fahrtverlauf wie 25.03.67 mit Verlängerung bis Solingen-Gräfrath und wieder zurück nach Vohwinkel

22.04.1972 Lok 55 4455 mit Sonderzug und Lok 50 2484 mit Sonderzug - Veranstalter Interessengemeinschaft Historischer Schienenverkehr
Fahrtverlauf für 50 2484 Wuppertal-Elberfeld - Mettmann - Düsseldorf Hbf - Angertal - Wuppertal Elberfeld und für 55 4455 entgegengesetzt.

10.03.1973 Lok 94 1730 Abschiedsfahrt mit einem Sonderzug der Zeitschrift Eisenbahn-Kurier.

1976 700 Jahre Stadt Ratingen. Mit Dampflok 50 3075 (ab 1968 mit Computernummerierung 053 075-8) wurden am 23. Mai 1976 Pendelfahrten ins Angertal durchgeführt. Diese Lok wurde am 29. Dezember 1976 auf dem Werksgelände der Firma Vignold in Tiefenbroich als Denkmal aufgestellt, nachdem sie am Vortag mit eigener Kraft vom Bahnbetriebswerk Duisburg-Wedau kommend bis in das Werksgelände der Firma Zapp in Tiefenbroich gefahren war. Die letzten Meter wurde sie, in Lok und Tender geteilt, per Schwertransport auf ihren „Denkmalsockel“ gebracht ( und verließ ihn per Schwertransport am 06.09.1997 nach Bochum-Dahlhausen. Im dortigen Eisenbahnmuseum der Deutsche Gesellschaft für Eisenbahngeschichte - kurz DGEG -hat sie jetzt ihren Standplatz). Nachdem am 25.August 1976 die Dampflok-Ära im Angertal zu Ende war (am 26.10.1978 bei der Deutschen Bundesbahn endgültig), wurden diese Pendelfahrten im Mai 1978 an zwei Wochenenden mit Triebwagen, die nicht mehr im Trans Europa Express (TEE)-Verkehr benutzt wurden, durchgeführt.

beim Anklicken öffnet sich ein Bild des Triebzuges

Zugschild des Intercity Triebzuges

um schließlich vom Museumszug der DGEG abgelöst zu werden. Der Museumszug am 01.05.1979 wurde von einer ehemaligen „Wehrmachtslokomotive“ der Baureihe V36 unterstützt von einer Lok der BR 221 der DB gezogen.

Mit Abbau des Gleisbogens Ratingen-West - Abzw Anger ist kein direkter Sonderzugverkehr mehr möglich.

Am 20.Juni 1987 fand dann nochmals eine Fahrt mit einem Triebwagen (allerdings nicht mehr TEE- sondern Nebenbahn-Triebwagen der NIAG) ab Ratingen statt. Ratingen Ost war nach dem Abfahrtsbahnhof Düsseldorf Hbf Zusteigebahnhof. Nach Fahrtrichtungswechsel dort ging es zurück bis Düsseldorf-Rath, nach Fahrtrichtungswechsel von dort nach Lintorf und nach einem weiteren Fahrtrichtungswechsel von dort aus endlich ins Angertal. Dies war meines Wissens der einzige Sonderzug ab Ratingen Ost ins Angertal.

Es folgten u.a.

13.05.1995 Akkutriebwagen Abschiedsfahrt

09.07.1995 Lok 221 135 (Privat-Museumslok der Lokführerin Barbara-Birgit Pirch)und Lok 2 der Rheinischen Kalksteinwerke anläßlich des 90-jährigen Bestehens des Gleisanschlusses der Kalkwerke / Pendelfahrten Werksanschluss Rohdenhaus - Hofermühle

11.09.1995 Vorkriegs Diesel-Schnelltriebwagen 137 225 DGEG- Sonderfahrt

28.09.1996 Triebwagen-Sonderfahrt "Die Bürgerinitiative Ratingen Heiligenhaus Velbert gegen die A44 / Dü-Bo-Do e.V." zu deren 10-jährigem Bestehen. Fahrstrecke Duisburg-Wedau - Wülfrath. Bei dieser Sonderfahrt waren Busse ab/an Ratingen Ost zum Transport der Fahrgäste nach und von Duisburg-Wedau eingesetzt.

29.03.1997 Lok DE 12 der Häfen- und Güterverkehr Köln AG (6-achsige Großdiesellokomotive vormals als Mietlok 240 002 bei der DB eingesetzt) mit Rheingoldwagengarnitur veranstaltet vom Freundeskreis Eisenbahn Köln e.V.

24.05.2001 Historische MAN-Triebzugfahrt der Rhein-Sieg-Eisenbahn in Zusammenarbeit mit dem Niederbergischen Museum Köln - Wülfrath und zurück

28.06.2003 Pendelfahrten des Triebwagens 1002 der Regiobahn (Stammstrecke Mettmann-Kaarst) zwischen Wülfrath und Duisburg Hbf anläßlich des Duisburger Stadtfestes

26.07.2003 Sonderzug der Regiobahn von Mettmann nach Wülfrath zur Eröffnung des "Zeittunnels" (im Rahmen der EUROGA 2002 PLUS) , bestehend aus drei nagelneuen Triebzügen und bis auf den letzen Platz (rd. 300 Sitzplätze) ausgebucht.

neue Triebzüge der Regio Bahn - zur Vergrösserung bitte anklicken

Sonderzug bestehend aus den Zügen 1010, 1011 und 1009 am 26.07.2003 in Wülfrath

Dampfloksonderfahrten waren, nachdem die DB das generelle Dampflokverbot für ihre Strecken im Jahre 1985 wieder aufgehoben hatte, zwar mehrmals geplant aber nicht durchgeführt worden.

An dieser Stelle enthält der Artikel einen Fehler. Am 29. Juni 1991 fand eine Fahrt mit der Museumsdampflok 41 360 statt. Endpunkt war Velbert Hbf Link dazu - bitte anklicken

Neben den Sonderfahrten sorgen Gleisbaumaschinen für Abwechslung. Bedingt durch den Verkehr der schweren Kalkzüge und den teilweise feuchten Talgrund kommt es häufiger zu Bauarbeiten auf der Strecke.

Flandersbach - zur Vergrösserung bitte anklicken

Gleisstopfmaschine 09-32 CSM dahinter Schnellschotterplaniermaschine SSP 110 am 27.05.1999 in Flandersbach

Quellen:

Festschrift zur Erinnerung an das 50-jährige Bestehen der Angertalbahn von Ratingen- West nach Wülfrath, ausgestellt vom Bahnhof Flandersbach
29. Betriebsplan für die Nebenbahn Ratingen-West – Wülfrath Ausgabe 29 Herausgeber Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft Reichsbahndirektion Elberfeld
Wülfrather Akzente, Zeitschrift für die Mitarbeiter der Wülfrather Gruppe - Sonderdruck zum Tag der offenen Tür am 9. Juli 1995
Rheinische Post Lokalteil vom 29.05.1948, 28.10.1949, 11.11.1954, 21.07.1955, 06.08.1955, 07.07.1956, 21.10.1970, 02.08.1974
Düsseldorfer Nachrichten Lokalteil vom 30.12.1960 und 22.04.1961
eigene Sammlung und Aufzeichnungen

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